Weltliteratur, die nur Wenige kennen

Dazai Osamu / Osamu Dazai? Schon bei der korrekten Nennung des Autors gelangen westliche Leser an die erste Hürde. Hintergrund ist, dass im Japanischen der Familienname vor dem Vornamen genannt wird. 
Dies ist jedoch nur die kleinste Hürde bei der Annäherung an die japanische Sprache und die dazugehörige Literatur. Es handelt sich um eine isolierte Sprache, die keine Verwandtschaft zu anderen Sprachen aufweist. Neben vielen weiteren Besonderheiten, sind die unzähligen Homophone eine wahre Herausforderung für Übersetzer und alle anderen, die dem Japanischen mächtig werden wollen. Gemeint sind unterschiedliche Worte deren Aussprache jedoch absolut identisch ist. 
Es gibt also vielfältige Gründe, weshalb die Werke von Osamu Dazai, in der westlichen Welt wenig Beachtung gefunden haben und bestenfalls einer handvoll Literatur-Studenten mit Fernost-Spleen vorbehalten blieben. 

In Japan jedenfalls gilt das Hauptwerk des tragischen Schriftstellers als Pflichtlektüre. Der Roman "Gezeichnet" gilt dort als eines der wichtigsten Werke der Nachkriegsliteratur.
Aber Achtung!: Edelmütige Samurai oder süße Kirschblüten-Romantik sucht man hier vergebens. Gezeichnet erzählt die Geschichte des Jungen Yōzo. Ein kränkliches Kind, unfähig die Gefühle seiner Mitmenschen nachzuvollziehen. Aus Unverständnis erwächst bei dem Heranwachsenden eine regelrechte Angst gegenüber Menschen im Allgemeinen und mündet in die totale Entfremdung des Individuums von der Welt, die ihn gegen seinen Willen dazu zwingt in ihr zu Leben. Dieses extrem vielschichtige Werk gehört in Japan zu einem der meist verhandelten Klassiker und wird auch in der Gegenwart immer noch leidenschaftlich diskutiert. Umso erstaunlicher ist es, dass es bisher kaum Übersetzungen des Stoffes ins Deutsche gab und vor allem bisher auch kein Hörbuch zu dieser Erzählung.